Zwischen Kunst und Natur: Ein Tag im Louisiana Museum of Modern Art

Quelle: https://www.google.de/search?q=louisiana+museum+of+modern+art+denmark&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjtjaKlhfbWAhWCDxoKHe0GBKMQ_AUICygC&biw=1093&bih=530#imgrc=b6uXZGGnz8tXoM:

Das ´Louisiana Museum of Modern Art´ wurde in den 1960er Jahren gegründet und hat sich seitdem zu einer weltweit bekannten und einmaligen Kulturinstitution entwickelt. Die Übergänge zwischen Innen- und Außenräumen, zwischen Kunst und Natur scheinen hier fließend ineinander überzugehen. Das Louisiana ist besonders – aber warum?

Verlässt man Kopenhagen mit dem Auto Richtung Norden, schlängelt sich die Autobahn in sanften Wellen zwischen Vorortssiedlungen und weiten Getreidefeldern Richtung Humlebaek, einer charmanten Kleinstadt nahe der dänischen Metropole. Nachdem man die ruhige Ortschaft durchquert hat, muss man am Ende der Hauptstraße nur noch nach rechts in eine bewachsene Kieseinfahrt einbiegen und da ist es: das ´Louisiana Museum of Modern Art´.

Der erste Sinneseindruck, den man auf dem recht kleinen Parkplatz am meisten wahrnimmt, ist der intensive Geruch. Ein würziger Duft von Bäumen, salziger Meeresluft, und an diesem Morgen auch einem Hauch von Kuhdung. Es wird deutlich: Hier ist man nicht mehr in der Stadt. Der urbane Raum Kopenhagens scheint in die weite Ferne zu rücken.

Fast pünktlich zur Öffnungszeit, zehn Minuten nach elf Uhr, doch die Schlange der Besucher windet sich schon über hundert Meter vor dem Eingang des Museums. Die efeubewachsene weiße Holzvilla wirkt majestätisch und geheimnisvoll.

Nachdem man es ins Gebäude geschafft hat, gelangt man in den Eingangsbereich, der gleichzeitig in den Museumsshop übergeht. Die Architektur ist sehr offen, schlicht und zurückhaltend. Licht, Glas und natürliche Materialien sorgen für scheinbar fließende Übergange zwischen Innen und Außen, Menschen bewegen sich dazwischen. Sogar hier vom Eingang aus hat man Blick über den Außenbereich bis zum Meer. Draußen ist ein typischer nordischer Sommerstag, am Himmel strahlt ein kräftiges Blau hinter ein paar wattigen und leicht zerrissenen Wolkenfeldern.

Durch die Eingangshalle führen verschiedene Gänge in die Ausstellungen, ein anderer Weg nach draußen. Nimmt man diesen Weg, erwarten einen die weiten, saftigen Rasenflächen, gespickt von großen und zum Teil sehr anmutigen Bäumen. Lässt man den Blick offen über das Gelände schweifen, wird der Blick immer wieder von Skulpturen eingefangen, die verteilt auf den Rasenflächen stehen, oft schon von einer kleinen Menschentraube umgeben.

Neben dem künstlichen Vogelgezwitscher der Installationen von Marina Abramowitsch unter einem alten, mächtigen Baum, wird man von der Sicht auf die offene Weite des Öresunds, der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden, begrüßt. Ab und an hört man auch schon gedämpfte Stimmen von anderen Besuchern, das Rauschen der Blätter.

Wendet man sich von hier nach rechts, führt ein kleiner Weg in ein Waldstück, das die Wiese über einen Abhang mit dem Meer verbindet. Es scheint, als ob es hier einige Geheimgänge geben könnte. Wie auf einer Spurensuche. Gleich hinter dem nächsten Baum kann die nächste Skulptur oder Installation warten. Es gibt weder eine Hierarchie noch Wege, die vorgeben, wie man den Ort zu erkunden hat. Jeder sucht sich seinen Weg durch das Gelände und die Gebäude selbst.

Der Pfad windet sich weiter nach rechts, an alten Bäumen und Installationen vorbei, bis zu einem schlichten weißen Gebäude, eine Treppe führt nach oben. Auf einmal befindet man sich inmitten der Ausstellung „The Cleaner“, die das Lebenswerk der Performance-Künstlerin Marina Abramowitsch thematisiert. So schnell werden Gegensätze überwunden – oder sind sie das überhaupt?

Je nach Belieben kann man sich intensiv oder auch nur flüchtig mit den sehr durchdachten Ausstellungen beschäftigen. Ein Tag reicht fast nicht aus, um die Fülle der ausgestellten Objekte, die Innen- und Außenräume, zu entdecken. Neben der großen Sommerausstellung fanden im Sommer 2017 parallel auch noch zwei weitere Ausstellungen statt. Die eine thematisierte das Werk des dänischen Künstlers Tal R, die andere war eine Ausstellung über verschiedene Landschaftsstilleben der Louisiana Sammlung.

Für kleine Pausen auf dem Weg gibt es auch ein Louisiana-Café, in dem man typisch dänisches Smörrebröd oder kleine Erdbeertörtchen essen und Kaffee oder Holunderlimonade trinken kann. Ganz nebenbei bietet einem die Terrasse dabei Blick auf den Öresund und die weltbekannten Skulpturen von Alexander Calder.

Ein Tag an diesem Ort vergeht schnell. Zwar ist das ´Louisiana´ ein Museum für zeitgenössische Kunst, doch laut internen Beschreibungen ist das Leben hier wichtiger als die Schubladen und Objekte, die in ihm aufbewahrt werden. Der Ort versteht sich als lebendiges Gemeinschaftszentrum, das Perspektiven der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zur Diskussion stellen möchte.

Der Austausch über das Erlebte soll im Mittelpunkt stehen. Aus diesem Grund finden jedes Jahr auch zahlreiche Veranstaltungen statt, die ein Forum für die Stimmen der Gegenwart bieten sollen. Hinzu kommt, dass seit der Gründung der Fokus des Museums nicht nur auf bildender Kunst, sondern auch auf anderen Kulturbereichen wie Architektur, Literatur und Musik in den Diskurs einbezogen werden. So beschreibt sich das Museum auch gern als Ort der Bewegung, passend auch zu einem der bekanntesten Ausstellungsstücke des Museums, „Der schreitende Mann“ von Alberto Giacometti. Das ´Louisiana´ steht nicht still.

Die Erfahrungen, die man an einem Tag im ´Louisiana of Modern Art´ machen kann, sind geprägt von verschiedensten Begegnungen, Augenblicken und Wahrnehmungen, die nicht nur auf die Reflexion zeitgenössischer Kunst zu reduzieren sind. Ob im Zusammenhang mit der ortsspezifischen Architektur, den Bäumen und Pflanzen, dem Wetter, dem Wechsel der Jahreszeiten und der Lichtverhältnisse oder anderen Besuchern: Im Fokus steht der Kontakt zu uns, zu anderen und zur Welt. Dieser Leitgedanke ist seit der Gründung immer noch präsent und macht das Museum zu einer besonderen Erfahrung, die die üblichen Dimensionen von Kunstmuseen überschreitet und auch in Frage stellt.