Musik, die wir mitnehmen.

Cat Stevens – Father and son:

It’s not time to make a change
Just relax, take it easy
You’re still young, that’s your fault
There’s so much you have to know
Find a girl, settle down
If you want, you can marry
Look at me
I am old, but I’m happy

I was once like you are now
And I know that it’s not easy
To be calm when you’ve found
Something going on
But take your time, think a lot
Why, think of everything you’ve got
For you will still be here tomorrow
But your dreams may not

How can I try to explain?
‘Cause when I do, he turns away again
It’s always been the same
Same old story
From the moment I could talk
I was ordered to listen
Now there’s a way, and I know
That I have to go away
I know I have to go

It’s not time to make a change
Just sit down, take it slowly
You’re still young, that’s your fault
There’s so much you have to go through
Find a girl, settle down
If you want, you can marry
Look at me
I am old, but I’m happy

All the times that I’ve cried
Keeping all the things I knew inside
It’s hard
But it’s harder to ignore it
If they were right, I’d agree
But it’s them they know, not me
Now there’s a way, and I know
That I have to go away
I know I have to go

Ist dieser Song nur die belehrende Rede vom Vater an den Sohn? Oder ist er vielleicht mehr, ist er vielleicht beides, nämlich auch die junge, rebellische Stimme des Sohnes?
Wenn man das Lied hört, kann man erahnen, dass hier zwei Charaktere diskutieren und man kann vielleicht auch erahnen, in welcher Rolle sich Cat Stevens, 1948 in London geborener Musiker und Songwriter, gesehen hat. Die Leidenschaft, mit der er die Worte „How can I try to explain?“ ansetzt, verrät viel. Und seine Worte erinnern hier vielleicht viele von uns an uns selbst. Im Konflikt mit den verschiedenen Dingen, die uns wichtig sind. Oder einem Menschen, den wir lieben und unserer Freiheit.

Für Malte T., 26, Kellner, hat das Lied eine besondere Bedeutung. Es erinnert ihn an seine Gedanken während einer Autofahrt vor 3 Jahren, auf dem Weg in seine neue Heimat: Nach Friedrichshafen.
Er war zu diesem Zeitpunkt seit einer Woche Vater. Er fuhr zu seiner Freundin und seinem kleinen Sohn, als er das Lied wieder und wieder hörte und erkannte, dass er nicht mehr nur das eine war. Father and Son. Ein beängstigender Gedanke. Denn es gab für ihn keinen, der Recht hatte. Ihm wurde klar, was hinter ihm lag – Reisen, Arbeit, rebellische Jugend – und welch schwierige Aufgabe vor ihm lag. Denn er wollte seinem Sohn die Freiheit geben, die er selbst hatte haben wollen und gleichzeitig beschützen, beruhigen, Fehler vorwegnehmen, die er selbst gemacht hatte. Gleichzeitig fühlte er ein belebendes Gefühl von Stärke durch das Lied. Verantwortung kann schön sein.

Cat Stevens zeigt mit dem Lied einen Konflikt, den es immer gab, aber der vielleicht gerade für unsere Generation besonders relevant ist: Immer mehr Leute gehen nach dem Abitur ins Ausland, geben sich nicht mit dem zufrieden, was sie haben. Vielleicht hat dies tatsächlich eine geschichtliche Bedeutung: So haben uns sicher unsere Eltern, wiederum geprägt durch ihre oft in der Armut der Nachkriegszeit großgewordenen Eltern, etwas von dem gezeigt, was sie erlebt haben: Dass sie mehr erreicht haben, als sie nach Aussichten der vorigen Jahre erwartet hatten. Und dadurch könnten sie uns ein Gefühl des „Du kannst alles schaffen, was du willst, alles sein, was du willst!“ zumindest unausgesprochen übermittelt haben. Jetzt haben wir eine Vorahnung von dem, was es alles geben könnte und möchten DAS finden, das uns lebenslang erfüllt. Und dabei, draußen in der Welt, erkennen so viele von uns, was die Welt für sie ausmacht, aber auch, was sie wirklich ist. Was sie ändern wollen, wofür sie kämpfen wollen. Sie finden sich in der Rolle des Sohnes wieder, der Cat Stevens in dem Lied „Father and Son“ eine Melodie gibt.
Auch in einem weiteren seiner Lieder, „Wild world“, spielt Cat Stevens aber darauf an, dass das Aufbrechen in die Welt eben auch bedeuten kann, Menschen, die man liebt, zu verletzten. Andererseits: Sollten diese, wenn sie einen lieben, verstehen, dass man raus muss in die Welt? Dass es sich lohnt, sich für Dinge einzusetzen, wie es Cat Stevens für Frieden („peace train“) und Freiheit („If you want to sing out, sing out“) gemacht hat?

Eine Situation, in der sich vermutlich jeder von uns auf verschiedene Weise immer wieder wiederfinden wird. Vielleicht sollte man dann daran denken, wie sich derjenige, der dieses Lied mitgebracht hat nach Friedrichshafen, Malte T., gefühlt hat: Als beides.