Kanzlerfragen – Matthias Schmolz

Oft arbeitet er unter den Präsidiumsmitgliedern eher im Hintergrund, doch Kanzler und Kaufmännischer Geschäftsführer Matthias Schmolz ist im vergangenen Jahr auf jeden Fall Teil der ZU-Familie geworden. Wie es den langjährigen Wahl-Hamburger an den See verschlagen hat und was er von den Studenten hält wollten Johanna Reichel und Phillip Käding im Interview zum Semesterstart erfahren.

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Herr Schmolz, im letzten Jahr haben Sie Ihre ersten Seminare gegeben – ein Fazit?


Ich habe inzwischen zwei Seminare an der ZU gegeben, vergangenes Jahr sowohl im Spring- als auch im Fallsemester, und das hat mir großen Spaß gemacht. Das eine war ein Seminar zur Theoriegeschichte der Ökonomie und das zweite zu Märkten und Gesellschaft. Für mich war das eine schöne Herausforderung – es ist eine Zeit her, dass ich selbst an der Universität oder an einer Fachhochschule unterrichtet habe. Mir macht es viel Spaß, und ich bin beeindruckt von unseren sehr engagierten, neugierigen und kritischen Studierenden.


Wie kommt man dazu, von Hamburg nach Friedrichshafen zu ziehen?


Das war nicht so sehr eine Entscheidung für eine Stadt, sondern für eine Aufgabe und einen  Arbeitgeber – also für die Zeppelin Universität. Außerdem mag ich es am Bodensee. Ich kannte die Region ein wenig, und ich finde es genauso interessant in einer kleineren Stadt zu arbeiten wie in einer großen.


Sie und Frau Sjurts kannten sich bereits aus Hamburg?


Wir kannten uns vorher eher flüchtig. Frau Sjurts war an der Hamburg Media School und der SpiegelVerlag, für den ich früher arbeitete, ist einer der Förderer der Hamburg Media School. Frau Sjurts war und ist auch in der KEK, der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, da gab es für mich als Geschäftsführer von Spiegel TV Anknüpfungspunkte.


Wie kommt es, dass noch immer wenige Studierende Sie persönlich kennen?


Das ist schade und zugleich schwer zu ändern, weil ich in meiner Arbeit vor allem mit den Mitarbeitern der Universität zu tun habe. Zug um Zug werde ich sicher noch mehr Studierende kennenlernen. Es ist schön, über den Campus zu gehen und schon viele Gesichter zu kennen. Wenn ich es einrichten kann, gehe ich auch gerne zu
Veranstaltungen – ob das Diskussionsforen sind oder studentische Initiativen und Projekte.


Nicht zuletzt durch den Weggang von Prof. Tyrell bekommen viele das Gefühl, dass immer mehr unserer besten Dozenten uns verlassen…


Ich nehme es nicht so wahr, dass viele Dozenten die Universität verlassen und sicher nicht mehr als in den Jahren zuvor. Aber bei jedem Einzelnen ist es schade, auch bei Herrn Tyrell ist es sehr schade! Manchmal gibt es Angebote, die offenbar noch interessanter sind als das, was wir anbieten.
Wir werden uns der Herausforderung von Wegberufungen immer wieder stellen müssen. Es geht darum, dass wir zügig, aber auch inhaltlich gut überlegt zu der Neubesetzung von Lehrstühlen kommen. Wir haben in den letzten Monaten drei Lehrstühle besetzen können, die länger vakant waren. Anfang des Jahres hat Herr Söffner angefangen, im September Herr Papenfuß, und ab Februar ist Herr Scharkow neu bei uns. Für die Lehrstühle Internationale Beziehungen und Marketing sind Berufungskommissionen eingesetzt worden.

In diesem Semester beginnen sieben Erstsemester ihr PAIR-Studium, in CCM is sind es vier Neuanfänger. Wie kann man bei solchen Anfängerzahlen das Ziel von 1.200 Studierenden aufrechterhalten? Und behalten wir unsere Auswahlkriterien bei?


Wir sind guter Dinge, dass wir unsere Ziele erreichen können, d.h. dass wir die Zahl der Studierenden,
die wir jetzt haben, die nächsten Jahre auch halten können. Mit dem eMA-Bereich sind es ja insgesamt 1200 Studierende. Ich denke, wir schaffen das. Wir haben jetzt im Spring-Semester tatsächlich weniger Starter als gewünscht. Im Herbst hatten wir dagegen mehr Studienanfänger als ursprünglich geplant. Insofern darf man die Zahlen eines Semesters nicht überbewerten. Aber es ist ein Hinweis  darauf, dass wir ständig über weitere Verbesserungen nachdenken müssen, und das tun wir auch.

Sie fragen nach der Qualität und der Strenge unserer Auswahlkriterien – daran dürfen wir nichts ändern, und an unserem Anspruch werden wir auch in Zukunft festhalten.


Gibt es etwas, was Ihnen 2017 Bauchschmerzen bereitet – abseits der Reakkreditierung?


Nein, tatsächlich nicht. Wir haben Herausforderungen, aber nichts, was mir Sorgen machen würde. Wirtschaftlich sind wir solide aufgestellt. Die Reakkreditierung ist vielleicht das größte und wichtigste Thema. Ich glaube, wir sind darauf gut vorbereitet.


Sind Sie eigentlich mit einer Vision an die ZU gekommen?


Nein, das trifft es nicht. Für mich macht den Reiz dieser Arbeit aus, dass ich als Kanzler und kaufmännischer Geschäftsführer auch Mitglied des Präsidiums und des Senats bin und an strategischen Weichenstellungen mitwirken kann. Bei meiner Begrüßung habe ich gesagt: Das ist eine Universität, an der ich selber gern studiert hätte: Gerade mit der interdisziplinären Ausrichtung und dem Fächerkanon von Wirtschaft, Kultur und Politik.


Thema studentische Weihnachtsfeier. Haben Sie dazu einen Kommentar?


Ja, nicht gut gelaufen. Im Vorfeld hatten wir uns Gedanken gemacht, weil es nicht nur gute Erfahrungen gegeben hat in der Vergangenheit. Wir hatten als Präsidium den Mut, das SMH für die Weihnachtsfeier zu öffnen. Und dann kam die Feuerwehr. Einfach blöd. Aber mehr als das ist es für mich nicht.


Also müssen wir nun nicht mit einem vergifteten Klima rechnen?


Natürlich nicht. Aber so etwas darf sich auf keinen Fall wiederholen.


Ein Schlusswort von Ihrer Seite?


Ich glaube, diese Universität ist ein toller, ein besonderer Ort, um miteinander zu arbeiten, zu forschen, zu lehren und zu lernen. Kritische Rückmeldungen gehören zu unserer Kultur, das ist sehr wertvoll: So können wir noch besser werden. Uns zeichnet ein besonderer Spirit und unsere Ideen aus. Wir müssen uns immer wieder neu erfinden.
Wie wichtig Nachhaltigkeit ist, sieht man bei den studentischen Initiativen, die vor der Herausforderung stehen, ihre Themen kontinuierlich, über mehrere Semester hinweg zu verfolgen. Wenn ich es richtig sehe, ist diese Stadt auf dem Weg, auch Universitätsstadt zu sein. Ob sie das will und wird, hängt neben vielen anderen Faktoren davon ab, wie sich Studierende einbringen und für Sichtbarkeit der ZU in der Stadt sorgen.