„In große Schuhe schlüpft man besser rein“ – Von den studentischen Senatorenwahlen, Proxy-Ausfällen und Frauen in Machtpositionen

Seit gut einer Woche ist es offiziell: Leo Klopfer und Clemens Wiedenhues sind die neuen studentischen Senatoren der Zeppelin Universität. Doch wer sind die beiden eigentlich und was können wir dieses Semester von ihnen erwarten? Wir haben uns mit dem PAIR- und CME- Studierenden unterhalten und erste Einblicke rund um ihre neue Rolle als Senatoren erhalten.

Welche Eigenschaften braucht man als studentische SenatorIn an der Zeppelin Universität?

Leo: Biss – also, dass man dranbleibt. Auch wenn einem immer mal wieder Blockaden bevorstehen. Ich glaube gerade dadurch, dass wir so viele Köpfe mit einem „Klassensprechersyndrom“ haben, die immer für eine Gruppe sprechen und weniger für sich selbst, ist es notwendig seinen Standpunkt ganz anders festzumachen als in einer anderen Universität.

Clemens: Organisationsfähigkeit – da es einfach viel ist neben dem Studium und ein „Trendempfinden“ – in dem Sinne, dass man in der Lage ist ein Stimmungsbild zu erfassen.

Leo: Gute Kooperationsfähigkeiten und Teamgeist –  also innerhalb des Teams aber auch mit außenstehenden Akteuren, die auf einen zukommen. Und Aufmerksamkeit. Die meisten Dinge kommen ja nicht von sich aus „hoch“, sondern erst dann, wenn sie bereits zum Problem geführt haben. Aber wenn man tatsächlich Probleme abfangen möchte bevor sie entstehen muss man aufmerksamer sein als sonst.

Warum habt ihr euch für die Kandidatur als studentische Senatoren entschieden?

Leo: Ich bin jemand, der wenn er irgendwo ankommt, richtig Lust hat mitzuarbeiten und fühle mich dann auch zu Hause. Ich weiß nicht wieviel Zeit ich am Campus verbringe. Von morgens bis abends, nachts – eigentlich immer. Gerade dadurch, dass ich soviel an der Uni bin und soviel mitkomme, fallen einem glaube ich mehr Dinge auf als wenn man das hier wirklich nur zum Arbeiten sieht.

Clemens: Also bei mir war es so: Als ich an der ZU angekommen bin, habe ich recht viel bei Tatendrang gemacht. Da ist man so im ersten Semester als CMEler reingerutscht – das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Je länger man jedoch an der Uni ist, desto mehr findet man seinen Platz, wodurch ich gemerkt habe, dass ich mich in der Institution selber mehr engagieren möchte. Meine Kumpels an der Uni haben mich als Senator vorgeschlagen, was mich erst einmal sehr geehrt hat. Als ich mich dann länger damit beschäftigt habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass mir das eigentlich Spaß machen würde. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass die Senatoren vorher für mich immer ganz oben waren. Also nicht, dass sie nicht nahbar gewesen wären, aber ich war mir nicht sicher, ob ich mir das zutraue und ob ich das wirklich kann.

Leo: Mir hat mal jemand nähergebracht: „In große Schuhe schlüpft man besser rein“ – das ist vielleicht ganz passend in diesem Zusammenhang.

Zu den Wahlen selbst: Warum haben sich keine Frauen auf das Amt als SenatorIn beworben?

Leo: Wir haben bei ZUtaten gerade eine weibliche Gesamtleitung. Wir haben die StudentLounge, an deren Spitze eine weibliche Person sitzt. Wir haben im CIP Vorstand ein 50/50 Verhältnis auf 10 Vorstände. Ich weiß nicht, ob man das Fass jetzt direkt aufmachen muss mit der Senatorenwahl.

Clemens: Ich glaube da spielen vielmehr individuelle Gründe eine Rolle.

Leo: Auf der anderen Seite habe ich dazu mal gelesen, da es ja auch eine große politische Diskussion ist, wieso nicht mehr Frauen im Bundestag sind. Da gab es einen soziologischen Befund, dass Frauen grundsätzlich nicht in der gleichen Art und Weiße nach Machtpositionen streben wie es Männer tun. Heißt nicht, dass es gar nicht so ist, sondern nur, dass es weniger so ist. Um auf eine 50:50 Quote zu kommen, würde man theoretisch Frauen dazu zwingen müssen, das zu tun, weil sie eigentlich von sich aus nicht dieses Verhältnis haben „wöllten“.

Woran könnte die insgesamt geringe Bewerberzahl liegen? Liegt das dürftige Interesse selbst Senator zu werden eher an der fehlenden Motivation der Studierenden im Allgemeinen oder muss das Amt in Zukunft einfach besser beworben werden?

Clemens: Genau. Ich glaube das liegt einfach daran, dass wir das Amt besser bewerben müssen und auch im Zuge dieser Bewerbung das Amt an sich vorstellen müssen. Für mich war beispielsweise klar, dass die Senatoren uns Studierende vertreten aber was genau getan wird, wusste ich nicht. Ich finde wir müssen zudem auch die Wahlen präsenter machen.

Leo: Wir haben es auf jeden Fall schon in unserer ersten Einführung angesprochen, was man alles machen könnte. Ich weiß nicht wieviel wir jetzt schon sagen können, aber es ist einiges bereits „in der Mache“ und ich meine wir sind erst seit einer Woche im Amt.

Als die Administration über den Proxy-Ausfall entschied wurde sofort rechtlich argumentiert, anstatt nach einem gemeinsamen Kompromiss zu suchen. Woher kam das eurer Meinung nach?

Clemens: Ich weiß nicht warum das direkt so eskalativ war. Ich kann mir vorstellen, dass der Januar relativ kurz ist im Vergleich zu der Pause, die man im Sommer hat und dadurch der Zeitdruck einfach höher ist.

Was sind eure Ideen um diese Kommunikation zu verbessern?

Clemens: Das ist eine gute Frage. Ich muss auch ehrlich sagen ich war erstaunt, dass es nicht so einfach ging wie im Semester davor.

Leo: Das Ding ist, dass es letztes Semester ein Präzedenzfall war und wenn man Präzedenzfälle wiederholt, dann sind es keine Präzedenzfälle mehr. Also wenn man jetzt einfach immer in Aussicht stellt „lasst es doch zwei Wochen mehr werden“, dann ist es auch immer das Problem von den Professoren und Dozenten, da sich ihre Korrekturphase weiter nach hinten in das Jahr hinein verschiebt, wo bereits Kurse gehalten werden müssen. Darunter leidet die Qualität der Kurse, darunter leidet die Bewerbung im Ausland – darunter leidet viel. Also ich kann schon verstehen, dass man diesen Präzedenzfall nicht einfach erweitern wollte. Auf der anderen Seite finde ich hätte man offener miteinander reden können.

Clemens: Zur Kommunikation nochmal: Ich glaube man muss offener sein – aber ein konkretes Konzept dazu habe ich auch nicht. Ich glaube der Knackpunkt ist einfach, dass man es auf die Reihe bekommen muss, dass der Server nicht ausfällt.

Leo: Absolut. Gleichzeitig hat die IT lange nichts davon mitbekommen. Also da muss es in Zukunft jemanden geben, der sich in diesem Moment dafür angesprochen fühlt, dass das an die IT weitergegeben wird. Was ich auch total cool fand: die Website auf welcher man den Online-Offline Server der Website gesehen hat. Wenn das jemand ohne IT Studium hinbekommt, dann wird das auch nicht allzu schwer für professionelle Akteure sein. Das sind mögliche Ansatzpunkte.

Leo, du möchtest ja speziell die Kommunikation mit dem Präsidium verbessern. Warum siehst du gerade hier Handlungsbedarf und wie sieht es denn mit anderen Akteuren wie beispielsweise den ProfesorInnen aus?

Leo: Grundsätzlich ist mehr Kommunikation nie schlecht – auf eine richtige Art und Weiße. In dem Zusammenhang gibt es für mich zwei Schlüsselsituationen, zum einen die Gemeinderatsitzung. Da hatte ich zwar noch kein Amt, dachte aber bereits „okay hier geht es um die Zukunft meiner Uni da setz ich mich mal dazu“. In diesem Gemeinderat hatte man das Gefühl, dass jeder ein unheimliches Vertrauen und Respekt an Frau Sjurts heranträgt. Das habe ich so an der Uni noch nie mitbekommen – außer bei der Vollversammlung, der zweiten Schlüsselsituation. Nach der Vollversammlung zum Thema Reakkreditierung hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass die Studierenden einen gewissen Bezug zum Präsidium haben und bemerkten „oh die machen ja tatsächlich etwas und sitzen da nicht nur in ihren fancy Seeblickbüros“. Ich glaube wir bekommen einfach viel zu wenig mit. Da kann auch gar keine Wertschätzung rüberkommen, wenn man nichts weiß. Die Probleme bekommt man immer mit, weil diese natürlich irgendwann einen selber betreffen und erst dann wird es auf einmal interessant. Dementsprechend denke ich, dass die Kommunikation einfach wichtig ist, weil man kaum Schnittpunkte mit dem Präsidium im Alltag hat. Dafür möchte ich demnächst ein Interviewformat einführen, wozu ich bereits mit Frau Sjurts gesprochen habe. Da geht es aber noch um die genaue Ausarbeitung.

Clemens, du willst ein besseres Praktikumsangebot forcieren. Wie willst du das konkret umsetzen?

Clemens: Ja. Jain. Ich muss immer wieder voranstellen, dass es nicht nur um Unternehmen geht, sondern auch um Institutionen wie zum Beispiel Behörden. So profitieren nicht nur die Studiengänge CME und SPE davon, sondern auch die CCMler und die PAIRler. Es geht nicht darum konkret einen Praktikumsplatz zu schaffen, sondern Projektarbeitsplätze zu schaffen. Wir treten demnach an Unternehmen heran, welche die Uni toll finden, weil wir interdisziplinär sind und weil wir eben keine WHU sind, keine Business School oder keine klassische Verwaltungshochschule, sondern eine Uni die all diese verschiedenen Aspekte vereint, sodass die Leute, die hier studieren und ihren Abschluss machen auch eine andere Herangehensweise an Problemstellungen haben als es in anderen Universitäten der Fall ist. Ich glaube das macht unsere Uni für Unternehmen und Institutionen attraktiv. In diesem Zuge würde ich es gerne schaffen, dass es dann Projekte gibt die diese Institutionen an die Uni herantragen. Die sagen „okay da hätten wir gerne mal den Input eines ZUlers oder einer ZUlerin“. Es soll also immer um ein konkretes Projekt gehen. Ich glaube das ist positiv für die Uni, weil der Name in die Welt getragen wird und positiv für die Studierenden, weil das dann nochmal eine handfestere Arbeit ist als beispielsweiße ein Praktikum.

Welche Vision habt ihr für die ZU insgesamt? Wo würdet ihr sie gerne in den nächsten Jahren sehen?

Clemens: Finanziell gut aufgestellt mit einem Schwerpunkt auf interdisziplinärer Lehre und einem internationaleren Profil.

Leo: Ich meine wir stehen ja jetzt gerade am Anfang der Strategie ZU 2030 und ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren immer noch diesen Plan verfolgen –  also ihn dementsprechend angepasst haben, von dem was wir gelernt haben. Dort stehen super viele sinnvolle Dinge drin – die aber auch nicht so leicht zu erreichen sind. Es ist schon ambitioniert was wir uns vornehmen –  aber auch vornehmen müssen. Das ist ein wichtiger Punkt, dass das umgesetzt wird.