Aktionsplan gegen die Radikalisierung

Ein bunter Bodensee - die Bildsprache ist Programm.

Seit einem Monat gibt es die Initiative „Frühlingserwachen: ZusammenLeben“ an unserer Universität. Aus einer Protestaktion gegen die Alternative für Deutschland ist ein Bündnis gewachsen – ein Bündnis mit Plänen für Friedrichshafen. Futur drei blickt auf die vergangenen Veranstaltungen zurück und gibt Einsicht in die Zukunft.

 

Je länger der Wahlkampf, desto länger der Gegenwind. Als die AfD am 18. Januar zu ihrer ersten Wahlkampfveranstaltung mit Parteiphilosoph Marc Jongen lud, waren bereits einige Studenten unter den Zuhörern im Graf-Zeppelin-Haus. Eine Minderheit unter überraschend vielen AfD-Sympathisanten. Der weitere Verlauf des Abends wurde publik, da einige ZU-ler nach dem Entrollen eines Plakats des Hauses verwiesen wurden. Wer dachte, dieses harte Durchgreifen hätte den Protest erstickt, sollte sich täuschen. Wenige Tage später formierte sich mit „Frühlingserwachen“ ein Bündnis mit klarer Agenda: Vielfalt und Zusammenhalt an einem bunten Bodensee.

Eine Mahnwache als Startschuss: Das Banner von Frühlingserwachen sorgte nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern auch für viel positive Resonanz.

Eine Mahnwache als Startschuss: Das Banner von Frühlingserwachen sorgte nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern auch für viel positive Resonanz.

 

Beim Besuch Alexander Gaulands, Ex-CDU-Mitglied und brandenburgischer AfD-Vorsitzender Ende Januar in Friedrichshafen, setzte die Initiative bereits ein starkes Zeichen: Mit einer stillen Mahnwache, an der bis zu 200 Häfler und Studenten teilnahmen, sorgte das Bündnis für Aufmerksamkeit. Im Nachhinein wurde weiter über die Linie diskutiert, die man gegen die immer weiter nach rechts rutschende „Alternative“ fahren sollte. Die Zahl der Mitglieder wuchs, wie so oft in der „heißen Phase“, rasch. Die schwersten Fragen, die sich momentan wohl alle stellen, die von der Radikalisierung eines nicht unerheblichen Teils der deutschen Bevölkerung schockiert sind, kam auch bei Frühlingserwachen immer wieder auf den Tisch: Wieso passiert das, was passiert? Und wie verhalten wir uns daraufhin? Die Gruppe gegen Diskriminierung fährt als Antwort auf diese Fragen mehrere Taktiken parallel:

Zum einen die Konfrontation – mit kritischen Fragen bei den Vorträgen der ranghohen Parteimitglieder gehen die Mitglieder ins Streitgespräch. Oder sie verschärfen die Fronten, das ist das Risiko. Zentral ist das Ansprechen der Zielgruppe: Jene, die tatsächlich einen besorgten Bürger in sich haben, von der konservativen Politik verwirrt sind und möglicherweise keine andere Alternative aufgezeigt bekommen haben als diese. Daraus folgt die Taktik des Dialogs, der dem beginnenden Lagerdenken entgegenwirken soll. Gerade im ruhigen, wohlhabenden Bodenseekreis muss aber auch ein letztes Gleis gefahren werden.

Dieser Ansatz wurde bei der dritten AfD-Veranstaltung des Jahres deutlich. Eigentlich hatte die Partei Beatrix von Storch für den 18.02. angekündigt, aus nicht geklärten Gründen kam dann aber Konrad Adam, ein weiterer Doktortitelträger, der die gemäßigten AfDler ansprechen sollte – dabei aber wie Gauland simplen Populismus und verquere Hintergrundlogik offenbarte. Medienwirksam organisierte Frühlingserwachen eine Kunstinstallation als Antwort auf die Forderung nach dem Schießbefehl von Beatrix von Storch und Frauke Petry und zeigte der AfD die Grenzen auf. Die lokale Bevölkerung aufrütteln, das ist vielleicht das wichtigste, was die Initiative erreichen könnte.

Um dem einen weiteren Schritt näher zu kommen, wird am Montag, den 29.02. auch der Besuch von Jörg Meuthen, Spitzenkandidat für die BW-Landtagswahl, attackiert – auf eine neue Weise. Bei einem heißen Tee am kalten See sollen alte und neue Häfler, AfD-Wähler und Verunsicherte ins Gespräch kommen. Ob dieser kooperative Schritt erfolgreich ist, wird sich zeigen. Ohnehin tut sich die größte öffentliche Bühne eine Woche später auf: Wenn die angekündigte Bundesvorsitzende Petry am 08.03. ins Graf Zeppelin Haus kommt, will die Initiative für einen bunten Bodensee alle Sympathisanten mobilisieren. Nicht mit Stille und gehobenem Zeigefinger, sondern mit lautem Lachen und Festlichkeit soll die Alternative für Radikalisierung aufgezeigt werden: Zusammenhalt!

Der Protest adressiert auch bei den letzten beiden Veranstaltungen vor dem Wahltag das Lokale, das Brücken bauen steht im Vordergrund. Das ist durchdacht, besonders mit Blick auf die Angriffe gegen Flüchtlingsheime, die wöchentlich publik werden. Den Hass in Friedrichshafen weiter zu schüren kann deshalb nicht das Ziel sein.

Und was dann? Was ist den Schwarz-Weiß-Denkern entgegenzusetzen, fragen sich viele.

Farbe.